Als ich morgens aus dem Haus gehe, begleiten mich die fünf Hunde der Hausherrin. Zwei sind ehemalige Straßenhunde, die blauen Plastikmarkierungen in den Ohren, die nachweisen, dass sie vom Staat sterilisiert wurden, tragen sie noch. Die drei anderen hat sie von irgendwoher, der letzte Hund, der vor drei Monaten zu ihr kam, benimmt sich wie ein Welpe, obwohl er erwachsen aussieht. Sie weiß nicht genau, wie alt er ist. Im Haus wohnt auch eine Katze, die mithilfe einer extra für sie gebauten Leiter auf eine Empore klettern kann, von wo eine kleine Katzenpforte auf das Dach führt. Immer Abends kam sie zu mir, um ein Weilchen in meinem Bett zu schlafen. Heute morgen hat sie mir dafür zum Dank einen Vogel vor die Füße gelegt. Der zappelte erst noch, aber nur so lange, bis der Welpenhund ihn in die Schnauze nahm; ich hatte nicht schnell genug reagiert. Nun gehen die Hunde neben mir her, d. h. sie springen mehr als dass sie gehen, manchmal schnuppern sie an meiner Hand und lassen sich kurz streicheln, sind freundlich, aber immer unterwürfig, haben ein Sozialverhalten, wie man es von deutschen Hunden nicht kennt. Sie ducken sich immer weg und haben ein wenig Furcht, sind aber keine „Angstbeisser“, sondern erkennen Menschen als ihre Herr*innen an, was ich an ihren stets wedelnden Schwänzen erkennen kann. Ich gehe aus dem Haus, die ungepflasterte Straße entlang, die Hunde, die noch nie in ihrem Leben mit einem Stöckchen gespielt haben, wie ich am Morgen feststellte, immer um mich herum. Da kommen plötzlich aus dem nächsten Haus an der Straße, das ca. 50 Meter entfernt ist, vier ebenso große straßenköterartige Hunde geschossen, mit kupierten Ohren und Schwänzen und laut bellend. Im Nu sind meine Gastgeberinnenhunde verschwunden und laufen zurück zum Haus, aus dem ich eben gekommen bin. Nun habe ich vier neue Begleiterinnen, es sind alles Hündinnen, die genauso unterwürfig und wedelnd um mich herumspringen und mich mit Freude begleiten. Aber nur bis zum nächsten Haus, aus dem schon wieder ein paar Hündinnen gesprungen kommen, noch struppiger und elender aussehend als die vorherigen und auch sie begleiten mich wieder. Ich bin hier nie alleine. Eine Weile kommt kein Haus mehr. Rechts auf einer Höhe grast ein Schimmel, ohne Zaun, ohne festgebunden zu sein. Die Tiere hier scheinen nicht wegzulaufen. Er guckt uns neugierig und aufmerksam an. Ich gehe weiter, an uralten Buchen vorbei, bis nach einer Weile wieder eines der in meinen Augen hässlich aussehenden Bauernhäuser kommt, daneben ein halb verrosteter Lastwagen und ein riesiger Heuhaufen, das Heu wird auf großen Haufen gestapelt, nicht wie bei uns zu Ballen gepresst. Aus diesem Heuhaufen kommen ein paar größere Hunde geschossen, so dass meine Begleiterinnen sich wieder davonmachen. Diese Hunde schnuppern wieder so unterwürfig an mir und springen um mich herum und ducken sich, wenn ich sie streicheln will. In zwanzig Metern Entfernung stehen auf der Straße zwei Pferde. Ein Mann kommt zwischen den Heuhaufen hervor, geht zu den Pferden, packt sie am Halfter und biegt rechts in einen Weg ein. Auf dem Weg sind jede Menge Hühner. Der Mann geht weiter, die Hunde folgen ihm, drehen sich immer wieder nach mir um, ob ich auch mitkomme. In der Ferne höre ich schon das wunderbare Glockenläuten der kleinen georgischen Kühe, die meist von einem Hirten begleitet werden. Also gehe ich ihnen hinterher, denn die Kühe möchte ich gerne sehen. Als ich kurz vor der ziemlich großen Kuhherde bin, die der Hirte über eine Straße lotst, mache ich ein Video, drehe mich wieder um und gehe zurück. An den Hühnern vorbei, dann auch an zwei mageren kleinen Kühen, die im Straßengraben stehen. Die Hunde sind bei den Kühen geblieben. Als ich ein Stück weiter Richtung des Hauses gehe, von dem ich gekommen bin, ist da auf einmal ein riesiger Hund mit blutunterlaufenen Augen und kupiertem Schwanz, der glücklicherweise wedelt. Er scheint sich auch zu freuen, dass er mich begleiten darf. Wir gehen nun wie zwei alte Kameraden den ganzen Weg zurück und kommen an allen Hunden vorbei, die mich heute morgen schon begleitet haben. Nun traut sich aber keiner von denen mehr an mich ran, manche kläffen zwar mit unangenehm hoher Stimme, haben aber Respekt vor meinem Begleiter, den zu kraulen angenehm ist, ich muss mich dafür nicht bücken. Kurz vor meinem Haus jagen die Hunde, mit denen ich heute losgegangen bin, aus dem Haus, sehen dann aber meinen Begleiter und schießen auf einmal in Richtung des Schimmels, der inzwischen auch ein Stück weitergewandert ist und jetzt angesichts der Bedrohung davongaloppiert. Im Straßengraben stehen zwei extrem kleine schmutzige Kühe. Der große Hund kommt bis zu meinem Haus und als ich das Tor öffne, geht er ganz selbstverständlich hinein. Die fünf Hunde meiner Hausherren unterwerfen sich ihm mit Gelecke und Auf-den-Rückengedrehe. Aber wie bekomme ich ihn nur wieder nach draußen? Ein Halsband hat er nicht, keiner der Hunde trägt ein Halsband. Da fällt mir etwas ein. Ich gehe wieder zurück auf die Straße und tue so, als wolle ich noch ein Stück weitergehen. Da folgt er mir wieder nach draußen und tappt neben mir her…ach, wenn ich könnte, würde ich immer so mit ihm weitergehen!