Emek heißt Arbeit. Und Emek war der Name eines sehr berühmten, sehr traditionellen türkischen Kinos. Früher einmal hieß es Melek, das heißt Engel. Aber so heißt es schon seit 1954 nicht mehr. Eröffnet wurde dieses Melek, spätere Emekkino im Jahr 1924. Zuvor war in dem prachtvollen Artnouveauensemblesaal eine Rollschuhlaufbahn und davor der Club des Chausseurs de Constantinople (Jägerclub von Konstantinopel) untergebracht, dieser war ein exklusiver Herrenclub.
Das Emekkino befand sich in der Yesilcamsokak, in der ich wohne. Aber es war ein Stückchen weiter und einmal um die Ecke und über die Istiklalstraße hinaus. Heute sieht dieser Abschnitt der Straße nach gar nichts aus. Es gibt dort kein Kino, keinen Hinweis auf das alte Kino. Nur eine Shishabar und Wachleute stehen an einer Tür herum, die sagen: Vielleicht war hier der Eingang des Kinos. Denn dieses Kino bzw. das Gebäude, in dem es sich befand. ist seit 2013 zerstört, abgerissen, musste einen Einkaufszentrum weichen. Zuvor gab es allerdings viele Proteste. Diese Proteste wurden im selben Jahr 1913 weitergeführt, erstreckten sich auf den Gezipark, wo die Proteste gegen die Zerstörung der Grünanlagen viele Auswirkungen hatte in der Türkei. Aber der Gezipark steht immerhin noch an seiner Stelle. Nur das Emekkino wurde abgerissen, zumindest das alte Gründerzeitgebäude, einst erbaut vom französischen Architekten Alexandre Vallaurey. Der große Saal des Emekkinos wurde allerdings Steinchen für Steinchen abgetragen und in dem neuen Haus wiederaufgebaut. Inmitten des neuen Einkaufszentrums, in dem kaum Menschen sind, weil sich in der Türkei die Leute inzwischen wegen der Inflation dort nichts mehr leisten können, hängen ein paar Fotos von dem alten Saal, eines habe ich abfotografiert und hier gepostet. Der muss irgendwo im Obergeschoss des neuen Gebäudes sein, man kann mit Rolltreppen hochfahren. Früher war er im Erdgeschoss. In dem neuen alten Saal ist allerdings kein Kino mehr drin. Man kann ihn mieten, für private Feiern, sagt mir ein Wachmann. Von diesem Emekkino und überhaupt vom Kino in Istanbul handelt ein ganz wunderbarer komischer und trauriger Dokumentarfilm, auf den mich ein guter Freund hinwies. Er ist von Cem Kaya und heißt: Remix, Remake, Ripoff und wurde im Jahr 2013 im ZDF gezeigt. Nachdem ich ihn gesehen habe, habe ich es nicht gewagt, auf diesem Blog noch mehr über das türkische Kino zu erzählen. Schaut ihn euch an: